Deutschland im Flächenvergleich: Anteil und Entwicklung der Wohn- und Gewerbeflächen

Deutschland im Flächenvergleich: Anteil und Entwicklung der Wohn- und Gewerbeflächen

Diskussionen rund um den Wohnraummangel gehören in Deutschland längst zum Alltag. Doch wie viel Wohn- und Gewerbefläche gibt es in den einzelnen Bundesländern tatsächlich und wie hat sich das Verhältnis in den vergangenen Jahren verändert? Dieser Frage sind wir nachgegangen und haben den Anteil von Wohn- und Gewerberäumen ins Verhältnis zur jeweiligen Landesfläche gesetzt. Darüber hinaus wurde die Entwicklung im Zeitraum 2020 bis 2024 untersucht. Das Ergebnis: in Bayern konnte der stärkste Zuwachs an Industrie- und Gewerbeflächen festgestellt werden und unter den Stadtstaaten liegt Bremen vorne. 


Hauptstadt an der Spitze der Stadtstaaten

Berlin führt das Ranking in Bezug auf die Stadtstaaten deutlich an: Über ein Viertel der gesamten Stadtfläche wird 2024 für Wohnraum genutzt (25,3 Prozent). Dahinter folgt Hamburg mit 22,4 Prozent und Bremen mit 16,7 Prozent anteiliger Wohnbaufläche. Stadtstaaten zeichnen sich durch ihre kompakte, städtische Struktur aus. Die hohen prozentualen Anteile zeigen, wie stark Wohnraum dort auf begrenzter Fläche verdichtet ist, während große Flächenländer wie Bayern oder Sachsen-Anhalt anteilig deutlich weniger Wohnfläche haben, dafür aber höhere absolute Flächenwerte.

Unter Betrachtung der Flächenländer, führen das Saarland (8,2 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (7,3 Prozent) das Ranking an. Sachsen landet auf Platz drei mit 4,8 Prozent, gefolgt von Baden-Württemberg mit 4,5 Prozent. Den fünften Platz belegen gleich drei Flächenländer, mit 4,4 Prozent anteiliger Wohnbaufläche: Schleswig-Holstein, Hessen und Niedersachsen. Das Mittelfeld wird eingenommen von Rheinland-Pfalz (4 Prozent), Bayern (3,2 Prozent) und Brandenburg (2,4 Prozent).

In Mecklenburg-Vorpommern wird hingegen anteilig weniger Fläche für Wohnraum genutzt. Lediglich 416 km² (1,8 Prozent) werden hier vom Hochbau eingenommen. In Thüringen sind es 2 Prozent, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit einer Fläche von 421,38 km² (2,1  Prozent).

Sachsen-Anhalt verzeichnet den größten Zuwachs bei der Flächennutzung 

Sachsen-Anhalt verzeichnete trotz anteilig geringer Nutzung von Wohnraumfläche zwischen 2020 und 2024 dennoch den deutlichsten Zuwachs. Die Wohnbaufläche stieg in diesem Zeitraum um 10,6 Prozent und wuchs somit von 381,14 auf 421,38 km². Auch Rheinland-Pfalz konnte seinen Wohnraum ausweiten und kommt auf ein Plus von 9,4 Prozent. Dahinter folgen Mecklenburg-Vorpommern mit einem Wachstum von 7,2 Prozent sowie Brandenburg, das seine Wohnbaufläche um 4,5 Prozent erhöhte. Bayern bildet mit einem Zuwachs von 3,2 Prozent den Abschluss der Top fünf und zeigt damit ein moderateres, aber dennoch kontinuierliches Wachstum. Ganz anders stellt sich die Situation in Thüringen dar. Dort ist die Wohnbaufläche im selben Zeitraum leicht zurückgegangen. Während 2020 noch 335,97 km² Wohnfläche zur Verfügung standen, sind es 2024 nur noch 330,20 km², was einem Minus von 1,7 Prozent entspricht. Hessen und Nordrhein-Westfalen konnten ebenfalls vergleichsweise weniger Wohnbaufläche schaffen: Jeweils ein Prozent und 1,5 Prozent Hochbaufläche wurden hier seit 2020 geschaffen. Nur wenig mehr Fläche entstand in Schleswig-Holstein (1,6 Prozent), Sachsen (1,7 Prozent) und Niedersachsen (1,8 Prozent). 

In Bezug auf die Stadtstaaten sind ähnliche Zahlen feststellbar: Bremen legt hier eine Wohnbauentwicklung von 1,7 Prozent hin, gefolgt von Berlin mit 1,3 Prozent. Lediglich in Hamburg konnte ein leichter Rückgang um 0,2 Prozent beobachtet werden. 

Gewerbeflächen im Vergleich: Wo Deutschland am meisten Raum für Unternehmen bietet

Den höchsten Anteil an Industrie- und Gewerbegebieten findet man unter den Stadtstaaten in Bremen. Hier betrug der Anteil 11,9 Prozent von der Gesamtfläche – trotz Rückgang von 3,4 Prozent über die vergangenen vier Jahre. Hamburg liegt mit 9,3 Prozent und einer Gewerbefläche von 70,2 km² im Jahr 2024 an zweiter Stelle, gefolgt von Berlin mit 7,5 Prozent. 

Nordrhein-Westfalen und das Saarland belegen unter den Flächenländern mit jeweils 3,1 und 3 Prozent den ersten und zweiten Platz, gefolgt von Baden-Württemberg mit 2,1 Prozent. Sachsen folgt mit 2 Prozent anteiliger Gewerbe- und Industriefläche. Den fünften Platz teilen sich gleich zwei Flächenländer: Niedersachen und Hessen mit jeweils 1,7 Prozent Flächennutzung. In Mecklenburg-Vorpommern hingegen wird mit lediglich einem Prozent die geringste Fläche für Industrie und Gewerbe genutzt. Schleswig-Holstein, Brandenburg und Bayern nutzen 1,4 Prozent ihrer zur Verfügung stehenden Fläche für Gewerbe- und Industrieflächen. 

Bayern führt beim Ausbau von Industrie- und Gewerbegebieten

Beim Ausbau von Industrie- und Gewerbeflächen liegt Bayern bundesweit an der Spitze. Zwischen 2020 und 2024 vergrößerte sich die gewerblich nutzbare Fläche dort um 7,9 Prozent. Während Unternehmerinnen und Unternehmer im Jahr 2020 noch 935,20 km² nutzen konnten, stehen heute bereits 1.009 km² zur Verfügung. Auch Rheinland-Pfalz verzeichnet einen deutlichen Anstieg: Innerhalb von vier Jahren wuchs die dortige Industrie- und Gewerbefläche um 6,4 Prozent. Auf dem dritten Platz folgt Sachsen-Anhalt, das seine gewerbliche Nutzfläche um 5 Prozent ausweiten konnte.

Auffällig ist jedoch, dass gleich vier Bundesländer einen Rückgang ihrer Industrie- und Gewerbeflächen melden. Am stärksten betroffen ist Thüringen mit einem Minus von 12,1 Prozent. Dahinter folgen Brandenburg (–6,1 Prozent), Bremen mit (–3,4 Prozent) und Berlin, wo die Flächen leicht um 0,1 Prozent zurückgingen.


„Die Analyse zeigt, dass Wohn- und Gewerbeflächen längst zu einem zentralen Standortfaktor geworden sind. Besonders spannend ist die Dynamik der letzten Jahre: Während Bayern beim Ausbau von Industrie- und Gewerbeflächen Spitzenwerte erzielt und damit ein verlässliches Investitionsklima schafft, zeigt Sachsen-Anhalt, dass gezielter Ausbau von Wohnraum ein wirksames Mittel gegen Wohnungsmangel ist. Gleichzeitig verzeichnen andere Bundesländer wie Thüringen Rückgänge bei Gewerbe- oder Wohnflächen. Wer heute investieren oder expandieren möchte, muss diese regionalen Entwicklungen genau berücksichtigen – Planungssicherheit entsteht vor allem dort, wo Flächen konsequent geschaffen, erhalten und weiterentwickelt werden“, sagt Laura Keddi, VP Marketing & Customer Success bei ebuero.


Über die Untersuchung

Für die Untersuchung wurden Daten des Statistischen Bundesamtes zu den Baufertigstellungen im Hochbau im Zeitraum von 2020 bis 2024 ausgewertet und ins Verhältnis zur jeweiligen Gesamtfläche der Bundesländer gesetzt. Dabei dienen für die Analyse der Gewerbeflächen die Angaben zu Industrie- und Gewerbegebäuden, während für die Wohnfläche die Zahlen der Wohngebäude herangezogen wurden.