Deutsche Webseiten im Effizienz-Check: Versicherungen führen, IT hinkt hinterher

Deutsche Webseiten im Effizienz-Check: Versicherungen führen, IT hinkt hinterher

Eine moderne Webseite ist heute weit mehr als nur eine digitale Visitenkarte: Sie entscheidet über den ersten Eindruck bei Kund:innen, die Benutzerfreundlichkeit im Alltag und letztlich auch über die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens oder einer Institution. Doch wie effizient sind die Online-Auftritte tatsächlich gestaltet? Um dieser Frage nachzugehen, haben wir 57 Webseiten führender deutscher Städte, Kanzleien, Krankenhäuser, IT-Dienstleister und Versicherungen einem umfassenden Effizienz-Check unterzogen. Bewertet wurden Kriterien wie Page Speed, mobile Optimierung, Navigation, Leistung und Vorkommen von Broken Links. Die Ergebnisse zeigen: Zwischen den Branchen herrschen große Unterschiede mit überraschenden Schwachstellen.
Um die Untersuchung einheitlich durchführen zu können, wurde ein Punktesystem eingeführt, bei dem die Webseiten jeweils ein bis drei Punkte pro Kategorie erzielen konnten. Je höher die Punktzahl, desto besser die Wertung. Die genauen Kriterien für die Punktevergabe können in der Beschreibung der Methodik am Ende der Pressemitteilung eingesehen werden.

Branchenvergleich: Aufholbedarf bei IT & Technologie

Im Branchenvergleich überzeugen Versicherer & Finanzunternehmen mit durchschnittlich 13,2 Punkten, dicht gefolgt von Krankenhäusern mit einer durchschnittlichen Punktzahl von 13,1. Die offiziellen Webseiten der Landeshauptstädte landen im Branchenvergleich mit durchschnittlich 12,5 Punkten im Mittelfeld. Am anderen Ende des Spektrums finden sich die untersuchten IT- und Technologieunternehmen, mit durchschnittlich 12,1 Punkten.

Versicherungen setzen Maßstäbe

Besonders die Versicherungsbranche überzeugt mit ihren digitalen Auftritten. Die HUK-Coburg erreicht mit der Höchstpunktzahl von 16 Punkten den Spitzenwert im Gesamtranking. Nur knapp dahinter liegen Talanx und Axa mit jeweils 15 Punkten. Diese Unternehmen kombinieren eine sehr gute mobile Darstellung und zuverlässige Navigation mit hoher technischer Leistungsfähigkeit. Damit zeigt sich: Gerade in einem traditionell eher konservativen Sektor ist das digitale Nutzererlebnis mittlerweile ein klarer Wettbewerbsvorteil.

Jedoch ist auch der Spitzenreiter innerhalb der Branchen noch ausbaufähig: Während 90 Prozent der untersuchten Unternehmen eine sehr gute Bewertung bei der Page Speed in der Desktopversion erreichen, erhalten alle Versicherer lediglich einen Punkt und somit die minimalste Bewertung bei der Ladezeit in der mobilen Version.

Krankenhäuser sind digital gut aufgestellt, jedoch noch ausbaufähig

Innerhalb der Branche ist das TUM Klinikum Rechts der Isar  mit 15 Punkten bestplatziert. Auch hier finden sich wieder Unterschiede zwischen der Desktopvariante und der mobilen Version. Während die Desktop-Ladezeit bei 80 Prozent der Krankenhäuser bei einer Ladezeit von unter 2,5 Sekunden mit sehr gut (drei Punkten) bewertet wurde, erreichen in der mobilen Version 90 Prozent eine Bewertung von nur einem Punkt. Auch die Navigation, die für viele Patienten für eine schnelle Terminabwicklung wichtig ist, zeigt Aufholbedarf: 60 Prozent der Krankenhäuser erhalten eine mittlere Bewertung von zwei Punkten bei einer Ladezeit zwischen 2,5 und drei Sekunden, während 40 Prozent lediglich einen Punkt bei einer Ladezeit über 3 Sekunden erhält.



Städte-Portale überzeugen durch Verlässlichkeit

Auch hier ist wieder eine starke Differenz zwischen der Desktop- und mobilen Version erkennbar: Während 13 von 14 Webseiten der Landeshauptstädte die Höchstpunktzahl in der Desktopversion erzielen, zeigt sich in der mobilen Version eine deutliche Differenz: Lediglich berlin.de erhält bei einer Ladezeit von unter 2,5 Sekunden drei Punkte, während die restlichen Städteseiten bei Ladezeiten von über drei  Sekunden lediglich einen Punkt bekommen. Auch in der Navigation finden sich überraschende Ergebnisse: Insbesondere große Städte, wie Berlin, Hamburg oder München, ermöglichen eine gute Nutzbarkeit für Bürger:innen. Hier konnten gewünschte Inhalte mit unterdurchschnittlich wenigen Klicks gefunden  werden. Obwohl Berlin mit 16 Punkten sowohl innerhalb der verschiedenen Branchen, als auch der Spitzenreiter unter den Städten  ist, konnten überdurchschnittlich viele Broken Links (Inhalte, die auf nicht mehr existierende Seiten führen) ermittelt werden. 


Kanzleien: Starke Desktop-Leistung, Verbesserungspotenzial auf Mobilgeräten

Die Webseiten von Kanzleien zeigen überwiegend hohe Werte bei der Desktop-Performance, insbesondere bei Ladezeiten und technischer Stabilität. Bei den mobilen Ladezeiten erreichen nur 20 Prozent der Seiten sehr gute Werte, während 50 Prozent mittlere Ladezeiten haben und 30 Prozent sogar Ladezeiten über 3 Sekunden verzeichnen. Die mobile Leistung ist bei 25  Prozent der Kanzleien besonders gut umgesetzt, während 75 Prozent der Webseiten hier noch Optimierungspotenzial aufweisen. Broken Links treten bei etwa 20  Prozent der Webseiten auf. Insgesamt erreichen die Kanzleien neun bis 15 Punkte.

IT-Unternehmen überraschen mit Schwächen

Zwar erreichen T-Systems, MHP und Computacenter mit jeweils 14 Punkten gute Ergebnisse, doch bleibt die Branche insgesamt deutlich hinter den Erwartungen zurück. Auffällig sind insbesondere Schwächen bei der mobilen Leistung und auch bei der mobilen Ladezeit – also der Zeit, die es benötigt bis eine Webseite auf einem Mobilgerät angezeigt wird – konnten alle Unternehmen nur jeweils einen Punkt ergattern. Ausgerechnet jene Unternehmen, die digitale Lösungen für andere bereitstellen, zeigen damit Defizite auf ihren eigenen Webseiten.


Mobile Nutzung: deutliche Branchenunterschiede

Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung: Während die meisten Webseiten in der Desktopversion gute bis sehr gute Werte erreichen, zeigt sich bei der mobilen Optimierung ein anderes Bild. Versicherungen und Städte-Portale überzeugen auch hier – mit schnellen Ladezeiten, funktionaler Navigation und stabiler technischer Performance. Ganz anders dagegen IT-Dienstleister: In dieser Branche klafft die größte Lücke zwischen Desktop- und mobiler Nutzung. Gerade Ladegeschwindigkeit und mobile Leistungswerte bleiben deutlich hinter den Erwartungen zurück. Auch Kanzleien und Krankenhäuser zeigen teils Defizite bei der mobilen Darstellung, erreichen im Gesamtbild aber immer noch gute Ergebnisse. Damit wird deutlich: Eine hohe Desktop-Performance reicht heute nicht mehr aus – ebenfalls entscheidend für das Nutzererlebnis ist die Mobilversion.

„Die Untersuchung zeigt sehr deutlich, dass eine effiziente und benutzerfreundliche Webseite längst kein Luxus mehr ist, sondern zur Grundvoraussetzung professioneller Unternehmenskommunikation gehört. Besonders bemerkenswert ist, dass ausgerechnet Versicherungen und Kommunen, die man nicht unbedingt als digitale Vorreiter kennt, im Ranking vorne liegen. Die IT-Branche dagegen, die für viele als Synonym für Digitalisierung steht, schneidet schwächer ab – vor allem mobil. Für Unternehmen aller Branchen gilt: Wer Vertrauen und Professionalität ausstrahlen will, muss seine Online-Präsenz konsequent optimieren“, sagt Laura Keddi, VP Marketing & Customer Success bei ebuero.

Über die Untersuchung

Untersucht wurden Webseiten aus fünf Branchen: Landeshauptstädte, Kanzleien, Krankenhäuser, IT & Technologie sowie Finanz- und Versicherungsunternehmen. Innerhalb dieser Branchen wurden jeweils die als führend ausgezeichneten Unternehmen untersucht. Bewertet wurden Page Speed, mobile Ladezeit, allgemeine Leistung, Navigation und Broken Links. Die Leistung wurde mit Pagespeed Insights (0–100) ermittelt. Werte < 50 = 1 Punkt, 50–90 = 2 Punkte, > 90 = 3 Punkte. Sowohl Desktop- als auch mobile Versionen wurden berücksichtigt. Die Page Speed wurde separat bewertet: < 2,5 Sek = 3 Punkte, 2,5–3 Sek = 2 Punkte, > 3 Sek = 1 Punkt. Für die mobile Optimierung gab es 2 Punkte, wenn eine mobil optimierte Version vorhanden war, sonst 1 Punkt. Bei Broken Links wurden 500 Links pro Webseite mit Screaming Frog überprüft. Werte unter dem Branchendurchschnitt = 1 Punkt, überdurchschnittlich = 2 Punkte. Die Navigation wurde über die Anzahl der Klicks gemessen, die nötig sind, um eine relevante Information zu erreichen: bei Städten: Auswahl der Personalausweisoption, bei allen anderen Branchen die Kontaktaufnahme. Bremen.de und erfurt.de wurden aufgrund fehlender Daten, die nicht über Page Speed Insights oder Screaming frog verfügbar waren, nicht berücksichtigt.